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Wiener Jahre
Mit siebzehn Jahren, für damalige Begriffe eher spät, zog Vadian an die berühmte
Universität der Kaiserstadt Wien. Schon aus dem vorangehenden Kapitel geht hervor, dass er
möglicherweise dort die Bekanntschaft seines Landsmannes Zwingli machte. Vadians erstes
Semester im Winter 1501/02 fällt mit Zwinglis letztem zusammen.
Wie alle Studienanfänger schrieb sich Vadian an der artistischen Fakultät ein, wo er seine Kenntnisse in
lateinischer Grammatik und Literatur erweiterte. Im Jahr 1508 errang er den obersten
Titel, den die artistische Fakultät verleihen konnte: den eines Magisters.
Die Universität Wien stand damals im Umbruch. Eine moderne, dem Geist der Renaissance
verpflichtete humanistische Richtung kämpfte gegen die Vertreter der mittelalterlichen
Schulphilosophie, welche in der artistischen Fakultät nur eine Vorstufe der höheren
theologischen Fakultät erblicken wollten (nach mittelalterlicher Auffassung waren alle
Wissenschaften Dienerinnen der Theologie).
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