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Wiener Jahre
Wie viele Zeitgenossen sehnte sich Vadian nach dem grössten denkbaren
Humanistenruhm: sich <poeta laureatus>, d.h. <mit Lorbeer gekrönter Dichter>, nennen zu
dürfen. Im Jahr 1514 war das Ziel erreicht. In einer feierlichen Zeremonie verlieh Kaiser
Maximilian dem vor ihm knienden Vadian den immergrünen Dichterkranz (mangels Lorbeer war
er aus Buchs!), den Dichterring und das Poetendiplom. Noch bedeutsamer war, dass Vadian im
Wintersemester 1516/17 für würdig befunden wurde, das höchste Amt der Universität, das
Rektorat, zu bekleiden.
Vadian beschäftigte sich nicht nur mit Literatur. Er Verkörperte vielmehr den Typus eines
Universalmenschen, wie er in der Renaissancezeit als Vollendung des menschlichen Daseins
angestrebt wurde. Vadian bildete sich zum Fachmann in vielen Wissensgebieten aus. Er
studierte Geographie und versuchte zu diesem Zweck möglichst viele Gegenden aus eigener
Anschauung kennenzulernen. Er unternahm Reisen nach Italien, Ungarn und im Jahr 1519
(schon von St. Galler aus) nach Deutschland, Schlesien und Krakau. Auch bestieg er den
Pilatus bei Luzern, um zu erforschen, was es mit dem sagenumwobenen Pilatusseelein auf
sich habe, wobei ihm entgegen allen Warnungen der Einheimischen nichts passierte!
Gute Kenntnisse erwarb er sich in Mathematik und Astronomie.
Auch die Musik hatte es ihm angetan; eine Zeitlang wirkte er sogar als Lehrer der Wiener Sängerknaben. Im Jahr 1512 begann er neben seinen sonstigen Verpflichtungen mit dem Medizinstudium, das er im Jahr
1517 mit dem Doktorgrad abschloss.
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